Laudatio

Was ist ein „Logbuch“? Eine in der Seefahrt übliche Aufzeichnung täglicher Ereignisse. In der Schule Rellinger Straße in Hamburg hat jedes Kind ein solches „Logbuch“, in dem alle „Lern-Ereignisse“ verzeichnet werden, damit unsere Kinder den Überblick über ihre Lernfortschritte behalten. Und in diesem Satz steckt die Philosophie der Schule. Kinder können nicht anders: Sie lernen immer. An der Schule Rellinger Straße – liebevoll „Relli“ genannt – planen sie dieses Lernen selbst und legen auch gegenüber sich selbst Rechenschaft ab über das, was sie können.

Jungen und Mädchen in der „Relli“ lernen individuell – und doch kommt es auch auf die Gemeinschaft an, denn in dieser Schule lernen die Kinder in JüL-Gruppen, in „jahrgangsübergreifenden Gruppen“ der Jahrgänge 1 bis 3 und 4 bis 6. Hier lernt einer vom anderen.

Und das heißt: Verantwortung übernehmen. Dafür wurde an der Schule ein „ChefInnen-System“ eingerichtet: Chefs und Chefinnen gibt es für die Müllentsorgung genauso wie für die Hilfe am Computer oder für die Ordnung in der Klasse. Die „Relli“ ist eine Schulversuchsschule für längeres gemeinsames Lernen. Das ist nicht immer einfach für die Lehrerinnen und Lehrer, aber alle stehen hinter diesem Modell. Sie haben mit großem Engagement für die JüL-Klassen eigene Lehrpläne geschrieben, ausprobiert und wieder verändert. Die Kinder sind dabei ihre Experten.

Auch die Eltern stehen hinter diesem Konzept. Sie entscheiden sich bewusst für ihre „Relli“. Und sie sehen in einer aktiven Mitarbeit ihre Elternpflicht. Dass hier Schulentwicklung gemeinsam mit der Schulleitung, den Lehrern und den Eltern geschieht, versteht sich an der „Relli“ von selbst. Alle haben vor einigen Jahren für den Erhalt der Schule gekämpft. Und alle sagen heute: „Der Kampf hat sich gelohnt.“

Preisträgerfilm aus dem Jahr 2012